Rasseportrait ESS

DER STANDARD ENGLISH SPRINGER SPANIEL AUS UNSERER SICHT:  Ursprung, Unterscheidung English Springer Spaniel jagdliche Zucht, Standard (Schönheitszucht), Working English Springer Spaniel


Verallgemeinerungen von Autoren/innen über "die Rasse English Springer Spaniel" in deutschen Rasseporträts ohne jegliche Differenzierung zwischen dem English Springer Spaniel mit Papieren aus der Anlagen/Leistungszucht, dem Working English Springer Spaniel und dem English Springer Spaniel aus der sogenannten "Schönheitszucht" sind die Regel und entsprechen nicht den Tatsachen. Dem Rassehund "English Springer Spaniel" wird im Rasseportrait pauschal die Anlage zum Stöbern, Buschieren, Wasserarbeit, Verlorenbringen., Schweißarbeit, Spurlaut etc. zugeschrieben. Eine Differenzierung zwischen dem English Springer Spaniel aus der jagdlichen Zucht und der sogenannten FCI Standardzucht/Schönheitszucht fehlt gänzlich. Standardzüchter des English Springer Spaniel mit Zuchtziel "Schönheit " kommunizieren aber eindeutig, dass beim English Springer Spaniel aus ihren Zuchtlinien überhaupt kein Jagdinstinkt vorhanden ist. Und fast alle English Springer Spaniel Welpen in Deutschland sind aus der Standardzucht/Schönheitszucht. Es gibt durchschnittlich nur zwei Würfe aus der jagdlichen Zucht pro Jahr im Jagdspaniel-Klub.

 

Wir gehen nachfolgend auf die verschiedenen Zuchtlinien ein:

Der Ursprung des English Springer liegt nach Überlieferungen im sechzehnten Jahrhundert. Somit ist der English Springer Spaniel aus den englischen Arbeitslinien eine der ältesten Jagdhunderassen. 1902 war das Geburtsjahr des English Springer Spaniel Club in Großbritannien und die Züchter dieser Zeit verstanden den English Springer Spaniel als reinen Arbeitshund und verbesserten sein typisches Aussehen. Der English Springer Spaniel (ESS) wurde ausschließlich zum Finden und Aufstöbern des Niederwildes ("to spring game" oder "springing the game") genutzt. In Großbritannien sind die "Working Springer Spaniel" oder "Field-Trailer mit Arbeitsprüfung" sehr beliebt.


Der FCI Standard English Springer Spaniel hat nichts mit den englischen Arbeitslinien zu tun und ist laut FCI Standard 125 ein Rassehund mit einer Größe von 51 cm, das gilt für die Hündin als auch für den Rüden. Das Gewicht beträgt zwischen 20 und 26 Kilogramm und er ist braun/weiß, schwarz/weiß und beide Farben mit Lohabzeichen. Er gehört zu der FCI Gruppe 8 ( Stöber, Apportier, Wasserhunde ), Sektion 2 Stöberhund mit Arbeitsprüfung. Das Ursprungsland der Rasse ist Großbritannien, es gilt der  FCI Rassestandard 125. In Deutschland ist der jagdliche FCI Standard English Springer Spaniel als vielseitiger Stöberhund mit Spurlaut klassifiziert. Im übrigen Ausland wird er aus der jagdlichen Zucht als Buschier- und vielseitiger Jagdhund eingesetzt, der unter der Flinte für die Niederwildjagd verwendet wird.


Jagdliche Zucht, jagdliche  Prüfungen und jagdliche Papiere in Deutschland:


In Deutschland hatte die jagdliche Zucht des Standard English Springer Spaniel erst in den sechziger Jahren ihren Ursprung und die jagdliche Prüfungsordnung ist bis heute angelehnt an die des "deutschen Wachtelhundes". Der English Springer Spaniel ist als Stöberhund klassifiziert. Und wird nach dem FCI Reglement B (mit Spurlaut) geprüft. Dahingegen im Ausland nach dem FCI Reglement A (ohne Spurlaut) und mit anderen Prüfungsanforderungen. (Ausnahme: Österreich, Schweiz).

Die Zucht des English Springer Spaniel hierzulande unterscheidet dementsprechend zwischen der FCI-Standardzucht und der FCI Anlagen- und Leistungszucht (Jagdspaniel-Klub). Der FCI Standard gilt auch für English Springer Spaniel aus der jagdlichen Anlagen/Leistungszucht und bezieht sich zu Recht auf einen mittelgroßen, flinken Stöberhund mit einer Größe von 51 cm. Obwohl die Welpen aus der Anlagen/Leistungszucht nur an Jäger abgegeben werden, sind die jagdlichen Prüfungsergebnisse der Nachzucht bei Zuchtprüfungen in Deutschland eher verhalten und im Durchschnitt bestehen ungefähr die Hälfte der gemeldeten ESS aus jagdlicher Zucht die Prüfungen. Die Prüfungsergebnisse werden im Verein Jagdspaniel-Klub (JspK) als auch im Verein Jagdgebrauchsspaniel veröffentlicht.


Das Haarkleid und andere Merkmale oder eine haarige Sache:


Meiner Meinung nach hat sich die Rasse des Standard FCI English Springer Spaniel innerhalb der letzten zwanzig Jahre verändert, insbesondere die letzten Jahre in Typ, Ausdruck und Haarfülle. Die Rassedispositionen sind unter Zucht einzusehen. Die Behänge des English Springer Spaniel sind deutlich länger und schwerer geworden (als Folge kommen sogenannte "snoods" zum Einsatz). In Deutschland sind die English Springer Spaniel mit bis zu 56 cm Zuchtzulassung und 30 Kg bei den Rüden auffällig großrahmig und schwer. Sie vermitteln nicht den Eindruck eines mittelgroßen, flinken Stöberhundes.  Das Haarkleid ist heutzutage beim English Springer Spaniel nicht mehr schlicht, sondern ab einem Jahr sehr pflegeaufwändig (auch in der jagdlichen Zucht), und muss alle sechs Wochen lebenslang getrimmt/gezupft werden, ansonsten wirkt der Familien- oder Jagdhund nicht gepflegt und verfilzt. Ohrentzündungen, Hauterkrankungen und Ekzeme können die Folge sein. Inwieweit der Spaniel heutzutage im Gelände mit Kletten oder Schnee für die Jagd/Dummytraining brauchbar ist, müssen die Besitzer/innen und Jäger/innen entscheiden. Der English Cocker Spaniel wird ab 2022 als  "Qualzucht" in Deutschland aufgeführt, und unterliegt auf VDH Ausstellungen einer amtstierärztlichen Bescheinigung. Der English Springer Spaniel, American Cocker Spaniel, Welsh Springer Spaniel wird unter "gesonderte Untersuchungen durch den Tierarzt" für die Ausstellungen aufgeführt. Die aktuelle BSI des VDH listet Merkmale auf: Zitat "Einige der Spanielrassen zeigen Probleme mit Augen und Ohren".

Der Jagdeinsatz eines Welpen aus jagdlicher Zucht:

Nach wie vor gehört für eine vom JGHV und FCI klassifizierte Stöberhund-Rasse neben selbständigem, freiem Jagen ein zuverlässig ertönender Spurlaut und Fährtenlaut, Orientierungssinn und Dornenfestigkeit sowie eine gewisse Robustheit und Arbeitsfreude dazu. Daraus ergibt sich, dass der English Springer Spaniel in Deutschland für die Arbeit vor und nach dem Schuss gezüchtet werden muss. Der Spurlaut ist ausschließlich zum Bestehen der JZP/AZP obligat, andere Zuchtprüfungen können auch ohne Spurlaut abgelegt werden (JspK). Eine Vorschrift der VDH/FCI/JGHV Zuchtverbände ist, dass die Elterntiere eines jagdlichen Wurfes mit grünen Papiere Zuchtprüfungen für die Leistungs- oder Anlagenzucht bestanden haben müssen.. Bei "Springfield's " waren English Springer Spaniel bis in die achte Generation jagdlich geprüft und in die ABL-, GHL- Leistungs- und Gebrauchshundlisten eingetragen. 


VDH-Champion-Titel in der jagdlichen Zucht:

Eine Zucht auf "Schönheit und Leistung",  setzt immer Champion-Titel der Zuchthündin als auch des Deckrüden plus Leistungsprüfungen voraus. Zuchtzulassungen mit uneingeschränkter Zuchttauglichkeit und jagdlicher Zuchtprüfung gibt es wenige. Das wiederum bedingt einen signifikanten Mangel an gesunden und jagdlich geprüften Deckrüden mit direkten jagdlichen Vorfahren aus divergenten Linien! Stand 2021 stehen drei jagdlich geprüfte (Zuchtprüfung) schw/w Deckrüden im JspK zur Verfügung. (Einer aus nichtjagdlicher Zucht).


Unterschied "Working Typ English Springer Spaniel" und "Show Typ English Springer Spaniel":

Der sogenannte "Working-Typ" des English Springer Spaniel unterscheidet sich vom  "Show-Typ" des English Springer Spaniel grundsätzlich in Größe, Aussehen, Schnelligkeit und Arbeitsmoral. Wobei der  "Working-Typ" aus den englischen Arbeitslinien für die Jagd kleiner und leichter ist und nicht dem FCI-Standard entspricht. Der "Working-Typ" wird in Deutschland normalerweise nicht gezüchtet.  Der English Springer Spaniel "Show-Typ" aus der FCI Standard-Zucht  ist wesentlich größer und schwerer. Ursprüngliche Arbeitseigenschaften wie Schnelligkeit, Robustheit, Intelligenz und Nasenleistung und der Gehorsam bei der Jagdausübung sowie die allgemeine Ausbildbarkeit des jagdlichen Arbeitstyps wurden ausschließlich bei dem jagdlichen Typ  oder Dual-Pupose-Typ des English Springer Spaniel selektiert. Bei den English Springer Spaniel Showhunden aus der FCI Standard-Zucht wurden diese rassespezifischen "Skills" dahingegen selektiv herausgezüchtet". Typisches Verhalten" von Jagdhunderassen geht aber relativ schnell verloren, wenn die Selektionskriterien nur auf den Phänotyp ohne definierte Arbeitsanlagen ausgerichtet sind. 

Der English Springer Spaniel als Familienhund und in der Ausbildung:

Der English Springer Spaniel möchte gerne mit seinen Menschen im Haus leben und genießt den Familienanschluss und Streicheleinheiten sehr. Er ist menschenfreundlich und verfügt über ein großes Einfühlungsvermögen gegenüber seinen Mitbewohnern. Haus und Garten ersetzen allerdings Spaziergänge nicht, der Springer Spaniel genießt immer den Freilauf in der Natur. Im Haus gibt er sich ruhig und ausgeglichen - bewacht das Grundstück aber durchaus selbstbewusst. 

Springer Spaniels, wie ich sie aus meiner Zuchtlinie kenne, lassen sich sehr leicht ausbilden, da sie ihrem Menschen immer gefallen möchten. Bei jeder Ausbildung zeigen sie sich passioniert und lernen schnell. Während der Ausbildung verträgt der English Springer Spaniel grundsätzlich keinen Drill, sondern bevorzugt sanfte Ausbildungsmethoden wie z. B. Clickertraining. Es ist kein harter Hund, rüde Ausbildungsmethoden nimmt er übel. Allerdings ist er auch keine Mimose. Der English Springer Spaniel ist ein freudiger und temperamentvoller Arbeiter.  Kommt er in die richtigen Hände, ist er brillant.
 
Die Intelligenz des English Springer Spaniel aus den Arbeitslinien ist als hoch anzusehen. (Auszug aus 79 Hunderassen, Rangfolge von Hunden nach Gehorsams- und Arbeitsintelligenz, Quelle Stanley Coren: English Springer Spaniel, Platz 13.) Allerdings zählt der English Springer Spaniel zu den Spätentwicklern unter den Hunden - ein Rüde ist erst mit ca. 3 Jahren ausgereift, die Hündin mit 2 Jahren. Die Hunde brauchen Zeit für die geistige und körperliche Entwicklung. Dafür bleibt der English Springer Spaniel bis ins hohe Alter arbeitsfähig, temperamentvoll und verspielt. Das Durchschnittsalter des English Springer Spaniel (Show- und Arbeitslinie) wird beim Kennel Club (Pedigree Breed Health Survey) in Großbritannien mit durchschnitllich 11 Jahren angegeben. Mein erster English Springer Spaniel, der Ururgroßvater  meiner jetzigen Hunde wurde über fünfzehn Jahre alt, auch Dt. Ch Dt. J-Ch ABL Springfield's Byron Beauregard wurde ebenfalls fast fünfzehn Jahr alt bei sehr guter Gesundheit.
 
Für mich bleibt der English Springer Spaniel aus den Dual-Purpose-Linien ein intelligenter, bewegungs- und begeisterungsfähiger Hund, der in jeder Situation treu ist. Er liebt seine Menschen über alles, ist aber nicht unbedingt "Everybody's Darling". Er besitzt Passion, eine sehr feine Nase und erledigt alle gestellten Aufgaben mit Freude und Humor. Er ist nicht zu ermüden und braucht die Weite, um sich auszutoben und verfügt, aus entsprechender Zucht, über eine tolle Körperbeherrschung und seine Springer-Sprünge sind legendär. Summa Summarum zählt er zu den aktiven Hunden und besticht durch seinen Will-to-Please, seine Ausstrahlung und sein charmantes Wesen. 
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